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“Wann wird´s mal wieder richtig Sommer?”

1975 veröffentlichte Rudi Carell (1934-2006) einen sehr bekannten Schlager mit obigem Titel, der in den folgenden Jahren immer wieder dann gespielt wurde, wenn der Sommer, gerade in Norddeutschland, besonders kalt und verregnet war.
Ein kleiner Textauszug:
Wann wirds mal wieder richtig Sommer,
ein Sommer wie er früher einmal war.
Ja, mit Sonnenschein von Juni bis September
und nicht so nass und so sibirisch wie im letzten Jahr.
Und was wir da für Hitzewellen hatten,
Pulloverfabrikanten gingen ein,
da gab es bis zu vierzig Grad im Schatten,
wir mussten mit dem Wasser sparsam sein.
Wie wird der Sommer da beschrieben? Viel Sonnenschein, Hitzewellen, bis zu 40°C, Wassermangel. Zusätzlich wird beschrieben, dass es früher mal anders war. Rudi Carell war 1975 40 Jahre alt. Das ist die Zeit im Leben, wo sich langsam die Veränderungen der Umwelt zeigen, wo man erkennt, dass das was in der eigenen Jugend als stabil und unveränderlich wahrgenommen wurde (Sprache, Gebäude, Verwandte, Klima) in Wirklichkeit Teile dynamischer Prozesse sind.
Die Wetterstation „De Bilt“ ist die in den Niederlanden, die die längste durchgehende Wetteraufzeichnungen besitzt. Sie liegt etwas südlich von Amsterdam, während Rudi Carell nördlich davon aufwuchs. Die Messwerte dürften aber vergleichbar sein.
Spielen Sie mal mit den im Link zu findenden Daten, es ist interessant.

Egal, was Sie wählen, ob Sonnenscheindauer, Anzahl Sommertage, Mittel- oder Maximaltemperatur, immer erkennen Sie ein gleiches Muster: Der Jahrhundertsommer von 1947 und den Sommer von 1959. Dazwischen, gerade in den 1960er-Jahren, viele verregnete und kühle Sommer. Das Jahr 1974 war dagegen kein Sommermärchen, zudem verloren die Niederlande das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft gegen Deutschland. Das mag in der Summe Rudi Carell zu diesem Text inspiriert haben.
Dass dann das Jahr 1975 und erst recht 1976 ein schöner Sommer wurde, hätte dazu führen können, dass man sagt „besser nicht so viel Hitze“, aber es kam anders. Die Jahre danach brachten durchgehend bis etwa 1990 kühle Sommer, unterbrochen vom Sommer 1982 und dem Jahrhundertsommer 1983.
Mit dieser Ausgangslage eröffnete das Lied späteren Generationen den Anschluss an die Lebenswirklichkeiten der Kriegskindergeneration, denn auch diese hatten alle in ihrer Kindheit wenige schöne Sommer erlebten, die sie aber später vermissten.
Mittlerweile hat sich das Klima drastisch verändert. 2003 war ein herausragender Jahrhundertsommer, der aber von den nachfolgenden Jahren „gejagt“ wird. Hier die Reihenfolge 11*) wärmsten Sommer (ab 1901): 2003, 2018, 1976, 1983, 2022, 2006, 2019, 1947, 1995, 2023, 1975.
*) 11 Sommer, weil ich gerne das Jahr 1975 noch in der Liste enthalten haben wollte.

Zum Vergleich seien noch die kältesten Winter aufgeführt: 1963, 1947, 1940, 1942, 1929, 1979, 1985, 1956, 1996, 1970, 1924. Zwei Zeilen finden sich auch zu den Wintern im Liedtext:
Der Winter war der Reinfall des Jahrhunderts,
nur über tausend Meter gab es Schnee,
Und da trügt die Wahrnehmung nicht, selbst der als besonders in Erinnerung gebliebene Winter 2009/2010 findet sich erst weiter hinten in der Liste.
Der heutige Tag wird einer, wenn nicht sogar der heißeste 2. Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in unserer Region werden. Bis zu 37°C können erreicht werden. Der gestrige Tag wird auch schon ein Tagesrekord geworden sein, die Messwerte stehen jedoch noch nicht im Internet.
Die persönliche und bauliche Anpassung an solche Temperaturen ist noch möglich. Luft-Luft-Klimaanlagen können gut mit PV-Strom betrieben werden und können auch an kalten aber sonnigen Tagen im Winter zur Unterstützung der Heizung eingesetzt werden.
Wichtig ist es, an heißen Sommertagen die Luftfeuchtigkeit im Haus bzw. der Wohnung niedrig zu halten, denn ansonsten können wir nicht schwitzen und uns abkühlen. Deshalb sind die Tipps zur Verwendung eines nassen Lakens oder von kleinen „Kühl“-Geräten die Wasser verdunsten, nicht nur wenig hilfreich, sondern mitunter, gerade für ältere Personen gefährlich. Lüften Sie deshalb morgens solange bis es draußen gefühlt*) wärmer als drinnen ist, schließen Sie dann die Fenster und verdunkeln Sie die Sonnenseite. Mit einem Ventilator verschaffen Sie sich Kühlung. Ihr Schweiß wird die Luftfeuchtigkeit im Raum erhöhen, wie Ihre Anwesenheit und die Abwärme des Ventilators die Temperatur. Am Abend wird es dann drinnen gefühlt wärmer als draußen sein, dann ist es wieder Zeit zum Lüften.

*) Gefühlte Temperatur verbindet die gemessene Temperatur und weitere Parameter wie Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit, Näheres findet in der Wikipedia.
Zum Abschluss noch etwas Erfreuliches.
Die Zucht der Gelbbauchunken hat geklappt, aus dem gelegten Laich sind schon einige Kaulquappen (eine davon im nebenstehenden Bild markiert) geschlüpft, wir wünschen ihnen ein langes und glückliches Leben!
Der Sommer kommt mit Macht
Der heutigen Eile geschuldet nur ein paar sommerliche Impressionen vom heutigen Tage.


Es sind wieder sehr viel Teichfrösche im Kescherteich zu Hause. Im rechten Bild sind die einzelnen Tiere mit einem roten Kreis markiert.
Ansonsten erstrahlt das Gelände im sommerlichen Gelb, Sonnenblumen, Johanniskraut, Calendula uvm. blühen um die Wette.









Mai, kühl und nass…

Am kommenden Montag hält Frau Dipl. Ing. Ellen Gerdes ihren Vortrag „Kipppunkte im Klimasystem“, zu dem ich Sie noch einmal einladen möchte.
Klimakipppunkte können wir im Alltag kaum erleben, dazu ändert sich das Klima im Verhältnis zu unserer persönlichen Schnelllebigkeit viel zu langsam. Was wir aber erleben können ist, dass sich unsere Erinnerung und Wahrnehmung verändert hat.
So haben Sie sicher auch den Eindruck gehabt, dass der Mai ziemlich kühl war. Tatsächlich lag er an der Wetterstation Hannover 0,2°C unter dem Mittel aller Werte seit 1936. Aber zum Vergleich, im Jahrzehnt meiner Jugend, von 1970 bis 1980 gab es genau einen einzigen Mai, der wärmer als dieser war, der aus dem Jahr 1971.
Der diesjährige Mai war also, bezogen auf die Monatsdurchschnittstemperatur, ein völlig normaler Mai. Allerdings empfanden wir ihn als kühl, was auf eine deutlich verschobene Wahrnehmung hinweist.
Schaut man sich die anderen Messwerte des Monats an, so stellt man fest, dass die Sonnenscheinstunden deutlich über dem Mittel lagen und die Niederschläge deutlich darunter. Es gab also sehr viel häufiger klaren Himmel. Dies spiegelt sich in den Höchst- und Tiefsttemperaturen nieder, die über bzw. unter dem Durchschnitt lagen.
Einen ganz anderen Rekord erlebten wir am letzten Samstag. Es war der wärmste 14. Juni seit Beginn der Aufzeichnungen in Hannover. Mit 31,0°C übertraf er den bisherigen Rekord aus dem Jahr 1980 gleich um 1,1°C. Kälterekorde finden sich dagegen nur noch sehr selten.
Der Vortrag am kommenden Montag richtet den Blick auf die globalen Umstände. Das Eis in Grönland, die damit zusammenhängende „Heizung Europas“ uvm.
Ich freue mich auf Sie!



Was war noch?
Ein Gruppe Kinder erlernte heute den grundsätzlichen Umgang mit den Bienen und suchte u. A. Stellen auf, an denen sich die Tiere gerne aufhalten.
Die kleine Wiese zeigt sich im frühsommerlichen Kleid. In den Gebieten, die von der Viehwirtschaft abhängen, beginnt jetzt mit der Heuernte eine arbeitsreiche Zeit. Jetzt wo das Gras und die anderen Pflanzen viel Eiweiß enthalten, kann dieses getrocknet als Heu zur Fütterung in den Winter gerettet werden. Eine schweißtreibende Angelegenheit, insbesondere an den Steilhängen im Gebirge.